Was ich von Alfred Adler gelernt habe
Und warum Freiheit sich manchmal anfühlt wie ein Wagnis.
Manchmal scheint alles zu passen: Das Leben läuft. Die Rollen sind klar. Aufgaben genug.
Die Bestätigung ist da. Und doch bleibt ein Druck auf der Brust, den man nicht so recht erklären kann.
Ein inneres Ziehen, das nicht laut schreit – aber spüren lässt, dass man sich selbst irgendwie unterwegs verloren hat.
Genau dort beginnt eine stille Form von Unfreiheit: Die, bei der man zwar funktioniert, aber nicht verbunden ist. Nicht mit dem Körper. Nicht mit der eigenen Wahrheit. Und vor allem nicht mit dem, was lebendig ist.
Das Buch „Du musst nicht von allen gemocht werden“ von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga ist mehr als ein philosophisches Gespräch. Ich bin froh, dass es mir in die Hände gefallen ist.
Es geht nicht darum, gemocht zu werden
Es ist ein Aufwecker – sanft, aber unmissverständlich.
Zentral steht die Lehre von Alfred Adler (österreichischer Arzt und Psychotherapeut), der den Mut zur Freiheit nicht als schöne Idee, sondern als konkrete Entscheidung beschreibt:
„Die Ursache unserer Leiden liegt in den zwischenmenschlichen Beziehungen.“
Nicht, weil Beziehungen falsch sind – sondern weil wir uns darin oft selbst verlieren.
Anpassen, gefallen, harmonisieren – bis kaum noch Platz bleibt für das, was uns wirklich ausmacht.
Harmonie um jeden Preis ist keine Freiheit
Lange war es bequem, zu funktionieren.
Stark zu sein. Ruhig. Angepasst. Abliefern.
Bloß nicht zu viel. Bloß nicht zu echt.
Aber genau da beginnt die Entfremdung:
Wenn das eigene Verhalten nicht mehr Ausdruck, sondern Strategie ist.
Der Körper spürt das. Er zeigt es in Enge, Müdigkeit, Zorn.
Irgendeinen Ausdruck wird der Körper nutzen, um zu zeigen, dass etwas nicht im Einklang ist. Nicht laut. Aber ehrlich.
Freiheit bedeutet Verantwortung
Was Adler so klar benennt, ist unbequem – aber notwendig, wenn man sich nicht mehr selbst belügen will:
Freiheit ist nur möglich, wenn man die volle Verantwortung übernimmt.
Für die eigene Geschichte. Die eigenen Gedanken. Das eigene Handeln.
Nicht mehr die Vergangenheit ist Schuld.
Nicht die Umstände. Nicht die Eltern. Nicht der Chef.
Sondern nur eine Frage:
Bin ich bereit, für das einzustehen, was mir entspricht – auch wenn es nicht allen gefällt?
Sich zu zeigen ist kein Konzept – es ist Mut
Die Angst, abgelehnt zu werden, ist tief.
Sie sitzt im Nervensystem, in alten Mustern, in Blicken, die man nie vergessen hat.
Der Gedanke, ohne Stamm überlebe ich nicht.
Aber jedes Mal, wenn man sich selbst verbiegt, geht etwas Lebendiges verloren. Nach und nach.
Was bleibt, ist oft ein Körper, der durchhält – aber nicht wirklich da ist.
Eine Stimme, die spricht – aber nicht wirklich klingt.
Adler sagt nicht: Sei laut. Sei wild. Sei ungehobelt.
Er sagt: Werde frei. Auch wenn das bedeutet, nicht von allen gemocht zu werden. Auch wenn es bedeutet, Spannung zu spüren.
Auch wenn du damit etwas riskierst – und endlich etwas fühlst.
Und was bleibt?
Die Erkenntnis, dass Freiheit kein Zustand ist.
Sondern eine tägliche Bewegung: Hin zu Klarheit. Hin zu Entscheidung.
Hin zu sich selbst – auch wenn es unbequem ist.
Wer sich zeigt, riskiert. Aber wer sich nicht zeigt, verliert. Langsam. Still. Aber spürbar.
Wie mutig wollen wir sein, echt zu sein, selbst zu sein?
Takeaway
Vielleicht liegt genau darin die eigentliche Herausforderung:
Nicht sich zu beweisen – sondern sich nicht länger zu verstecken.
Nicht, weil man es muss.
Sondern weil es anstrengender ist, nicht man selbst zu sein, als es auszuhalten, nicht gemocht zu werden.
Ich bin dankbar, diesen Gedanken begegnet zu sein.
Sie sprechen aus, was seit Monaten in mir brodelt – dieser unausgedrückte Drang, der im Funktionieren keinen Platz fand.
Heute weiß ich: Es braucht Mut, um wirklich glücklich zu sein.
Mut, unbequeme Wege zu gehen.
Mut, sich zu erinnern – an das, was längst in uns liegt.
Rückverbindung. Verantwortung. Echtheit.
Kein Neuanfang, sondern ein Rückweg.
P.S.: Wenn du das Buch noch nicht gelesen hast – vielleicht ist jetzt der richtige Moment.
Bleib klar. Bleib echt. Bleib in shape.
Daniel aka tall.dude.moves | folge mir auf Instagram für mehr